Städte
Afrin
Der ursprüngliche Name von Afrin war „Çiyayê Kurmênc“, was auf Kurdisch „Der Berg der Kurden“ bedeutet. Diese Bezeichnung entstand, da alle dortigen Einwohner Kurden waren. Der Name ist erwiesenermaßen in vielen osmanischen Dokumenten niedergeschrieben. Nach der französischen Eroberung vom nördlichen Gebiet des Mittelmeers im Jahre 1920 wurde das Gebiet von „Çiyayê Kurmênc“ in zwei Verwaltungszonen aufgeteilt. Die erste Zone war unter französischer Verwaltung, während die zweite unter türkische Verwaltung fiel. Afrin liegt südwestlich Kurdistans, im heutigen Nordwesten von Syrien. Nach dem Ende des ersten Weltkriegs 1916 und dem Zusammenbruch des osmanischen Reiches wurde das Sykes-Picot-Abkommen beschlossen; demnach gehörte Afrin zu der Provinz von Aleppo. Afrin Stadt befindet sich etwa 63 km nordwestlich von Aleppo . Zur der Region von Afrin gehören sechs Landkreise: (Cindirês, Mabeta, Reco, Şiyê, Bilbilê und Şera) sowie rund 366 kleine Dörfer. Von Osten nach Westen hat Afrin etwa eine Breite von 55km und von Norden nach Süden eine Länge von etwa 75km. Somit spannt sich das Gebiet über circa 3850km2, was 2% der Gesamtfläche des Landes ausmacht. Die Einwohnerzahl Afrins wird auf 800.000 geschätzt, wovon 98% Kurden und 2% Araber sind. Die Provinz Afrin zeichnet sich durch ein besonders vielfältiges und friedliches Zusammenleben diverser Kulturen aus, denn hier leben unterschiedliche ethnische und religiöse Gruppen wie Muslime, Alawiten, Jesiden und Christen, die sich alle als Kurden bekennen, Seite an Seite. Afrin ist reich an alten Kulturdenkmalen und alte Zivilisationen und Kaiserreiche verweisen. Historische Dokumente und Forschungsergebnisse bestätigen, dass die Ureinwohner Afrins Hurriter und Mittanien waren, welche alte Zagros Völker sind (die Urahnen der Kurden). Außerdem tauchen andere Spuren der Hethiter in Afrin auf, welche eng mit der Hurrietisch-Mittanischen Zivilisation sowie den Völkern von Alalach verbunden sind. Das Mausoleum des Nebi Huri (Kyrrohs), Ain Dara, die Dederiyeh-Höhle, das Siman Kloster (historisches Kirchengebäude) und weitere Kulturdenkmale entlang des Gebiets der toten Städte im Norden des heutigen Syriens, zählen zu den historischen Schätzen Afrins und deuten auf die Signifikanz der Provinz hin. Sie liegen entlang des Bergs von Lelun und der vielen Römerbrücken und der „Heredere“ Brücke, welche von Deutschland vor dem ersten Weltkrieg gebaut wurde.
Geographisch betrachtet liegt die Provinz von Afrin auf einem Hügel 700 bis 1269 Meter über dem Meeresspiegel. Das dortige Relief zeichnet sich durch seine besonderen Höhen und Tiefen aus. Die Gebirge von Hawar und Lelun neben dem Gebirge von Schak´ka zählen zu den charakteristischen Merkmalen der Region. Die dort herrschenden klimatischen Bedingungen begünstigen die Landwirtschaft, denn die Provinz ist reich an vielen Gewässern und Flüssen, wovon die natürliche Flora, die als die größte Aleppos gilt, sowie die malerischen Wälder stark profitieren. Der bekannteste Fluss in der Region ist der Afrin Fluss . Der Fluss hat von seiner aus Quelle eine Gesamtlänge von 149km, wovon etwa 75km Länge durch Afrin verläuft. Somit fließt circa 50% des Flusses durch Afrin. Die Landwirtschaft spielt eine zentrale Rolle in Afrin und ist eine charakteristische Eigenschaft der Stadt. Vor allem der Anbau von Olivenbäumen ist charakteristisch für die gesamten Region. Schätzungen zufolge gibt es mehr als 15 Millionen Olivenbäume in der Region Afrin . Der große Anbau von Olivenbäumen bringt viele Industrien mit sich, wie zum Beispiel die Produktion von Olivenöl und Olivenölseifen. Diese Produkte sind zum Hauptmerkmal der Stadt geworden. Die Stadt Afrin hat im Laufe ihrer Geschichte viele Reiche und Monarchien erlebt, allerdings hat sie ihre eigenen kulturelle und gesellschaftliche Prägung erhalten. Im 19. Jahrhundert wurde die osmanische Macht auf Syrien zentriert und auf Kosten der eigenen Autonomie etabliert, was zu Auflösung der örtlichen Führerschaften und einer Entstehung einer neuen, aristokratischen Klasse führte. Dadurch verlor die alte traditionelle Führerschaft ihren Einfluss und ein Freiraum für neue Sippen entstand. Somit verschwanden die alten gesellschaftlichen Strukturen. Eine Wandlung von einer familiären Gesellschaftsform zu einer eher aristokratischen Struktur der Gesellschaft fand statt. Dieser Zustand blieb bis in die 1960er Jarhren bestehen, bis das Feudalsystem in der Provinz an Macht verlor und infolgedessen beendet war. Die Stadt Afrin blieb trotz des Bürgerkriegs anfangs 2011 eine schöne, ruhige Stadt fern vom Elend und den Schrecken des Krieges. Die alten historischen Denkmale wurden jedoch nicht vom Krieg verschont und wurden teilweise zerstört. Ebenso wurde aufgrund der türkischen Invasion in Afrin und die benachbarten Dörfer im Januar 2018 mit Hilfe von syrischen Oppositionstruppen die Gesellschaftsform massiv deformiert und die Gesellschaftsstruktur stark demographisch verändert. Der Militäroffensive hatte fatale Folgen für die Stadt und ihre Einwohner.